Samstag, 11. Mai 2024
72h Stunden-Aktion: Regen und Sonnenschein, viel Arbeit, Spaß, Motivation, Musik und Lachen!
Vom 18. bis zum 21.04. nahmen wir, die Pfadfinder und die Kolpingjugend, gemeinsam als „Pfarrjugend St. Albert“ an der 72h-Aktion teil. Mit 40 Kindern und Jugendlichen samt Leitungsteam beteiligten wir uns an dieser bundesweiten Sozialaktion des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ), die dem Glauben „Hand und Fuß“ gibt unter dem Slogan „Uns schickt der Himmel“.
Entschieden hatten wir uns für die „Get it“ – Variante. Das bedeutete, dass wir unser Projekt erst mit dem Start der Aktion erfuhren. Ohne eine Idee, was wir in den bald beginnenden 72h machen würden und auch ohne einen Plan, wo wir untergebracht sein würden, fuhren Klein bis Groß voller gespannter Vorfreude und Tatendrang gemeinsam mit Bus und Bahn zum Lutherplatz, wo um 16:30 Uhr die Eröffnung stattfand. Wenige Große fuhren mit Autos, damit wir während der Aktion mobil sein konnten, wenn es gelten sollte, Arbeitsmaterial und Verpflegung zu besorgen. Am Lutherplatz trafen wir auf viele andere Jugendgruppen aus dem Raum Ludwigshafen und Umgebung. In Vorbereitung auf die folgenden 72 Stunden galt es zunächst, eine 7,2-Minuten-Aufgabe zu lösen. In kleinen Gruppen sollten aus Blumenerde, Samen und Wasser sogenannte „Seedbombs“, also „Samenbomben“ entstehen. Diese durften wir anschließend in die verschiedenen Projektstandorte mitnehmen und vor Ort einpflanzen. Einige motivierende Reden und einen Wettersegen später zeigte sich auch das Wetter günstig und die Sonne spitzelte hinter den grauen Regenwolken hervor – pünktlich zum Start der Aktion. Zusammen mit dem SWR3, der die ganze Aktion begleitete, zählten wir alle zusammen die letzten Sekunden bis zum Start herunter. Punkt 17:07 Uhr folgte der vorerst spannendste Teil – mit dem Start der 72 Stunden wurden die Umschläge ausgeteilt und wir erfuhren endlich unsere Aufgabe: Das Anlegen eines Lehrgartens im Außenbereich des Heinrich-Pesch-Hauses (HPH).
Die Aufgabenstellung bestand aus zwei Teilaufgaben: Zum einen sollten wir drei Hochbeete nach dem Vorbild des Projekts „Wieviel Platz braucht mein Rezept?“ der Zukunftsstiftung Landwirtschaft bauen (siehe www.rechner.2000m2.eu/de). Dort sollen in Zukunft Gäste des Heinrich-Pesch-Hauses erfahren können, wieviel Anbaufläche pro Teller für eine bestimmte Mahlzeit, zum Beispiel ein Nudelgericht, benötigt wird. Groß ist nämlich der Unterschied, wenn auch Tierfutter mitangebaut werden muss, weil es etwa Spaghetti Bolognese sein soll im Unterschied zu etwa Spaghetti aglio e olio. Zum anderen sollte ein WeltAcker angelegt werden. Dort soll auf einer Ackerfläche von ca. 200‑300 m2 gezeigt werden, mit welchem Lebensmittelmix es möglich wäre, die gesamte Weltbevölkerung zu ernähren und dabei Treibhausgasemissionen einzusparen. Als Vorbild diente etwa der „WeltAcker“ auf der Bundesgartenschau in Mannheim ( siehe www.2000m².eu/de).
Soweit die Aufgabenstellung. Schon bei der Eröffnungsfeier waren zwei Mitarbeitende des HPH dabei, die uns nun in Empfang nahmen. Die beiden standen uns ab jetzt für den gesamten Aktionszeitraum organisatorisch, unterstützend und tatkräftig zur Seite. Bevor wir uns auf den Weg zum HPH machten, um unser Projekt in Augenschein zu nehmen und loslegen zu können, wurde vom BDKJ noch Pizza spendiert. Bei den vielen jungen und hungrigen Leuten brauchte es jedoch ein bisschen Geschick, um ein Pizzastück zu ergattern. Manch einem gelang es und so machten wir uns nach der kleinen Stärkung mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg zum HPH. Das Wetter war nicht ganz auf unserer Seite und so wurden wir auf den letzten Metern zu Fuß gleich mal vom Regen begrüßt. Es sollte auch nicht der letzte Regen gewesen sein…
Im HPH angekommen bekamen wir weitere Erklärungen zu unserer Aufgabe, auch wurde uns die Wiesenfläche gezeigt, die wir umgestalten sollten. Schlafen, essen und uns aufhalten durften wir in einem großen Raum des HPH, der direkt Zugang zum Garten hat. Auch für die Getränke und warme Mahlzeiten wurde netterweise von den Mitarbeitenden vor Ort gesorgt. Gegen 19:30 Uhr waren alle organisatorischen Dinge geklärt und wir hatten einen ersten Überblick über die vorhandenen Arbeitsgeräte und Materialien. Die Hochbeete waren bereits als Bausatz vorhanden, mussten aber noch gestrichen werden. In einer Blitzaktion fuhren zwei Schnelle los, um Holzlasur zu besorgen, damit noch am gleichen Abend mit den Streicharbeiten begonnen werden konnte. Ausgeschwärmt wurde auch, um in den heimischen Gartenhäuschen möglichst viele Spaten, Schaufeln und sonstiges Gartengerät einzusammeln. Ebenso musste noch das Frühstück organisiert werden, und so machte sich auch hier ein Trupp auf den Weg in den Supermarkt. Alle übrigen fingen mit den vorhandenen Arbeitsgeräten schonmal an, die Grasnarbe für den Acker zu entfernen oder richteten den Raum zum Schlafen her. Da bei der Eröffnungsfeier nicht alle satt geworden waren, bekamen wir spontan übriges Tagesessen vom HPH, sodass wir gut gestärkt noch lange in den Abend hinein arbeiten konnten. In der Werkstatt wurden die Bauteile für die Hochbeete lasiert und draußen wurde gebuddelt. Während gegen 22:00 Uhr die Kleineren müde in ihre Schlafsäcke krabbelten, entfernten ein paar Hochmotivierte draußen im Licht von organisierten Baustrahlern und Spaten noch bis 00:30 Uhr die Grasnarbe weiter. Durch den vielen Regen schon die Tage zuvor war der Boden nass und dementsprechend schwer, aber mit ein bisschen Übung und der richtigen Technik kamen wir ein gutes Stück voran.
Am nächsten Morgen wurden die fleißigen Bienchen um 7:00 Uhr geweckt (sofern sie nicht eh schon wach waren) und wir starteten mit einer Morgenrunde und einem guten Frühstück in den Tag. Nach der Nachricht, dass unsere knapp 200 m2 Rasenfläche bis 10:00 Uhr vom Gras befreit sein sollte, damit der Boden mit einer zu dem Zeitpunkt ankommenden Erdfräse aufgelockert werden kann, legte manch einer noch mit Frühstück in der Hand wieder los. Dank der mega Motivation, die schon früh morgens von allen an den Tag gelegt wurde, und der guten Musik von SWR3 kamen wir sehr schnell voran. Gegen 10:00 Uhr bekamen wir Besuch von unserem Bischof Karl-Heinz-Wiesemann. In Sonntagsschuhen und mit einem Spaten in der Hand kam er zu uns in den doch recht schlammigen zukünftigen WeltAcker und buddelte kurzzeitig mit. Er legte sich richtig ins Zeug – so hatten wir unseren Bischof noch nicht erlebt! Gegen 11:00 Uhr war die Grasnarbe dann vollständig entfernt, aber die Erdfräse kam leider nicht. So blieb für die Kleineren bis zum Mittagessen noch ein bisschen Zeit für Spiel und Spaß.
Da wir schneller vorankamen als vorab vermutet, stemmten wir noch eine weitere Aufgabe. Neben unserer Rasenfläche gab es eine kleine gepflasterte Fläche, die wir zu einem „Outdoor-Seminarraum“ umgestalten durften. Die Sitzgelegenheiten wollten wir gerne aus Baumstümpfen gestalten und für den Tisch fanden wir in den Abstellräumen des HPH eine alte Tischplatte sowie Paletten für die Unterkonstruktion. Auch wollten wir gerne noch ein paar Bäumchen pflanzen und während draußen gebuddelt wurde, wurden im Hintergrund mittels etlicher Telefonate kurzfristig Baumstümpfe und ein Bäumchen organisiert, die wir mittags abholen konnten. So machten sich dann vier PfadfinderInnen auf den Weg und holten einen wunderschönen Apfel-Jungbaum, der dankenswerterweise spontan von der Baumschule Krüger in Mutterstadt gespendet wurde, und Baumstümpfe, die uns ebenso unkompliziert aus dem Waldrevier eines befreundeten Försters zugesagt worden waren.
Nachmittags wurden dann die Hochbeete zusammengeschraubt und zur Stellprobe schon einmal ums Haus herum zu ihrem Platz getragen. Die Erdfräse war leider immer noch nicht aufgetaucht, sodass wir über die vielen Aufrufplattformen, die uns zur Verfügung standen, einen Hilferuf starteten. Es gelang uns tatsächlich einen Plan B aufzustellen. Er blieb allerdings Plan B, da es nach etlichen Anrufen und ein bisschen Überredungskunst den HPH-Mitarbeitenden vor Ort doch noch gelang, Plan A, also die ursprünglich geplante Fräse, mit einem Tag Verzug zu organisieren.
Aber dank der vielen anderen Aufgaben, wie die Hochbeete weiter vorzubereiten, die Baumstümpfe mit Ziehmessern zu schälen, die Grasnarbe, die wir auf dem Parkplatz zwischengelagert hatten, in den inzwischen angekommenen Container zu verladen, wurde uns nicht langweilig. Immer wieder kamen auch Eltern und Freunde mit Kuchen und Süßigkeiten vorbei, die uns zusätzlich Energie gaben, um auch das miese Wetter einfach hinzunehmen. Das war nämlich so gar nicht auf unserer Seite und bescherte uns immer mal wieder durchaus auch heftigen Regen. Aber das trübte die Stimmung kein bisschen und machte höchstens nass. So ging auch der Freitag erst gegen 1:00 Uhr nachts zu Ende.
Am nächsten Morgen kam dann endlich die ersehnte Erdfräse! Binnen weniger Minuten verwandelte sich die Erdfläche in einen geeggten Acker. Da war die Erleichterung groß, dass wir das nicht alles von Hand machen mussten! Nach dem Frühstück wurde dann begonnen, die Hochbeete mit Erde, Laub, kleingehäckseltem Grünschnitt und Kompost ordentlich geschichtet aufzufüllen. Da die vorhandene Menge an bereits geschnittenem Grünzeug nicht ausreichte, bekamen die Büsche auf dem HPH-Gelände kurzerhand einen Frühjahrsschnitt von begeisterten Laiengärtnern. Denn es macht Spaß, mit der Heckenschere auf einem Traktoranhänger stehend während der (natürlich langsamen, keine Sorge!) Fahrt Büsche zu schneiden! Mit dem kleinen Traktor samt Hänger ging es auch ans Einsammeln des Grünschnitts, sehr zur Freude unserer jüngeren Kids. Denn in Absprache und unter Aufsicht durften alle, die wollten, hinters Steuer und selbst fahren. Da haben die Kinderaugen aber gestrahlt!
Parallel machte sich eine Truppe auf in den OBI-Baumarkt und besorgte noch fehlendes Material – Gemüsesetzlinge, Samen, ein Bäumchen, Holzpflöcke, um die Bäume zu stabilisieren, ein neues Schubkarrenrad, da das alte die intensive Dauernutzung der Schubkarre nicht überstanden hatte. Freundlicherweise spendete uns das OBI-Team alles und wir kehrten glücklich zum HPH zurück.
Das folgende, kurzzeitige und heftige Gewitter warteten wir im Trockenen bei gutem Mittagessen ab. Der Regen war damit aber leider nicht vorbei, dennoch begannen wir nachmittags in den dann immer mal wieder kurzen Regenpausen Kartoffeln und Bohnen in den entstehenden WeltAcker zu pflanzen. Auch die Baumstümpfe waren langsam alle geschält und geschliffen und der Tisch nahm ebenso bereits Form an, sodass auch der „Outdoor-Seminarraum“ langsam erkennbar wurde. Besuch bekamen wir auch von Pfarrer Geiger, der sich von unserem Engagement überzeugte. Gegen Abend fingen wir dann an, den Garten aufzuräumen und die Werkzeuge wieder sauber zu machen. Mit ein bisschen leichterer Arbeit, einem guten Abendessen und gemütlichem Beisammensein ging für die meisten der Tag dann auch zu Ende, während andere, die nicht genug bekommen konnten, noch bis in die Nacht für den nächsten Tag vorarbeiteten. Wir hatten uns für den letzten Tag noch vorgenommen, eine saubere Abschlusskante für die Hochbeete zu bauen, Pflanzschilder mit dem Brennpeter zu gestalten und eine Konstruktion für eine Informationstafel zu bauen.
Am nächsten Morgen blieben alle ein bisschen länger im Bett und wurden erst um 8:00 Uhr mit Musik geweckt. Manch einer bezeichnete sie als laut und wundervoll, andere suchten vergeblich die „Schlummertaste“, die es so natürlich nicht gab… Dann hieß es aufstehen, aufwachen und Sachen packen. Um auch wirklich jeden Kreislauf in Schwung zu bringen, gab es als Warm-Up eine Runde Laurentia. Wer es nicht kennt – es kommen 63 Kniebeugen vor! Und wer davor nicht sowieso schon seine Knochen und Muskeln gespürt hatte, spürte sie spätestens danach und auch die Tage nach der Aktion begleitete viele noch die Laurentia…
Nach dem Frühstück wurden die anstehenden Aufgaben verteilt, ein Teil der Truppe putzte den Raum. Es hätte deutlich schlimmer aussehen können mit der nassen Erde draußen, den dreckigen Schuhen, der Erde an den Klamotten und sonst überall, aber durch das Kehren zwischendurch und das ständige Schuhe an / Schuhe aus konnten wir uns im Raum meist ganz gut bewegen, ohne das Gefühl zu haben, in einem Sandkasten zu wohnen.
Draußen wurden weitere Handgriffe getätigt. Der Freiland-Seminarraum und die Hochbeete wurden fertiggestellt, wir verewigten uns mit unseren Handabdrücken auf den Wänden eines der Hochbeete, die Konstruktion für das Infoschild wurde zusammengeschraubt und die Wege wurden so gut es ging gekehrt, saubergemacht und wiederhergestellt. Auch ein kleines Atrium wurde noch vom wuchernden Grünzeug befreit und wieder begehbar gemacht. Und schließlich hieß es: 3, 2, 1, letzte Handgriffe und fertig!
Ab 15:30 Uhr kamen die Eltern mit Kuchen und Snacks zum kleinen gemeinsamen Abschluss, um unser Werk zu betrachten. Und auch Pfarrer Geiger und einige MitarbeiterInnen des Heinrich-Pesch-Hauses drehten eine Runde durch die neu gestaltete Gartenanlage und staunten nicht schlecht, was in 72h alles möglich ist, wenn 80 Hände zupacken. Nach ein paar kurzen Ansprachen und Dankesreden wurde feierlich die von einer Mutter passend zur Aktion gebackene, toll gestaltete und leckere Mottotorte angeschnitten.
Bei 72 Stunden Arbeit in Wind und Wetter, Regen und Gewitter, Höhen und Tiefen, wurden wir ständig begleitet von guter Musik, hatten jede Menge Spaß und Freude, umso mehr Tatendrang und verloren nie die Motivation. Unser Team war einfach spitze!!!!
All das wäre aber nicht möglich gewesen ohne all die Spenden und Unterstützungen, die wir erhalten haben: Zweimal brachten uns Eltern leckeres warmes Mittagessen, gekocht für je 40 Personen, bei dem kalten und nassen Wetter wärmte das auch die Seelen, herzlichen Dank! Dankbar waren wir ferner für gespendete Würstchen der Biometzgerei Micol, ebenso für die gerne verzehrten üppigen Schokoladenspenden von Arztpraxen (sogar von einer Zahnarztpraxis! ) Einen Einkaufsgutschein vom GLOBUS sowie Geldspenden von MarWil und der Hebammenpraxis Bauchgefühl nutzten wir für die Verpflegung morgens und abends, herzlichen Dank.
Die 72h-Aktion war ein tolles Erlebnis, an das wir uns gerne zurückerinnern werden! Gemeinsam sind wir stark, können was bewegen und anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubern! Danke an alle, die dabei waren!
Für die Pfadfinder und die Kolpingjugend
Johanna Schulte