Mittwoch, 19. Oktober 2022

Sklavenhandel heute?

Der Wahrheit ins Gesicht sehen und dagegen ankämpfen

Sklavenhandel heute? Man möchte es nicht glauben! Der war doch nach der Kolonialzeit abgeschafft.

Aber es gibt ihn noch, den Sklaven-oder Menschenhandel in ´moderner´ Form. Da ist es gut, dass sich die Kolping-Familie in der internationalen katholischen Missionswoche  des Themas angenommen und zwei kompetente Personen am 8. 10. zu einem Gottesdienst und einem anschließenden Vortrag eingeladen hat.

Die Vorabendmesse hielt Chris KeKe aus Nigeria, der als Pfarrer in Hl. Edith Stein arbeitet.

Den Vortrag übernahm Winnie Mutevu aus Nairobi/Kenia, die das Thema eindrucksvoll, kenntnis-reich und mit viel Empathie in englischer Sprache vorstellte. Ihr zur Seite stand Mirjam Oehler, die in bewundernswerter Weise als Übersetzerin fungierte.

W. Mutevu ist in diesem Jahr Gast von ´missio´. Sie hat ´Internationale Beziehungen´ studiert  und ist Leiterin der Präventionsabteilung sowie stellvertretende Programmleiterin der Menschenrechts-organisation HAART die gegen Menschenhandel und Menschenhändler kämpft, ein schwieriges Unterfangen, denn Menschenhandel ist ein sehr rentables Geschäft.

Wie sieht es der Menschenhandel heute aus?

Er betrifft immer noch sehr arme, bedürftige Menschen und findet auch über Grenzen hinweg statt.

 So werden nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder z.B. in die Golfstaaten verschleppt.

Auch in Nairobi und Kenia selbst gibt es Kinderausbeutung und Kindesmissbrauch.

Kinder müssen auf den Feldern beim Kaffeeanbau und der Ernte helfen. Sie werden zum Betteln auf

der Straße gezwungen, besonders solche mit Behinderungen. Manchmal werden auch bei Gesunden Hände und Füße verletzt, um Mitleid zu erregen. 

Wenn Menschen keinen Ausweg mehr sehen, geben sie manchmal ihre Kinder für ein ´besseres Leben´ sogar selbst her. Darüber hinaus sind auch die ´Job´-Aussichten für gut ausgebildete Personen

schlecht.

Wie agieren Menschenhändler?

Es gibt viele Vermittlungsagenturen, die Verträge ausarbeiten, vielfach in Arabisch für 2 Jahre, einer Fremdsprache, welche die Unterzeichner nicht verstehen.

Die Aufenthaltsdauer ist aber auf 3 Monate begrenzt. Danach wird den Menschen der Vertrag abgenommen und sie arbeiten illegal weiter. Manche fliehen oder versuchen es, manche sterben und andere warten auf das Ende des Vertrages – je nach persönlicher Situation.

Gewöhnlich bezahlen die Arbeitgeber schlecht, es gibt Zwangsarbeit, Gewaltanwendung, Frauen werden sexuell ausgebeutet und anderes mehr, die Situation scheint ausweglos.

Was kann die Menschenrechtsorganisation dagegen tun?

Zunächst gilt es, das Vertrauen der Überlebenden zu gewinnen. Dann werden die Menschen zu

´shelters´ (Schutzzonen) gebracht, wo sie Zuflucht finden. Dort geht es um Rettung aus der Gefahr, Identitätsfindung, aber zunächst um Grundbedürfnisse und die Versorgung mit dem Nötigsten,

dann natürlich auch um medizinisch/psychologische Hilfen und Bildungsmaßnahmen.

Juristische Unterstützung ist schwierig, da Regierungen auch im Handel involviert sein können.

Ein besonders aufrüttelndes Beispiel war das Schicksal eines 3-jährigen Jungen, der nicht genug

Geld erbettelt hatte und dafür bestraft wurde. Er hatte Wunden an Händen und Füßen und war

zunächst auf einen Rollstuhl angewiesen. Inzwischen hat er wieder das Laufen gelernt, ein positives Beispiel für die Arbeit von HAART, getreu dem Motto: Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben.

Die Organisation betreibt auch Aufklärung an Schulen, bei der Polizei und anderen Institutionen und bringt sich in vielfacher Weise ein.

Wer unterstützt die Organisation finanziell und ideell?

Es gibt keine staatlichen Hilfen, umso wichtiger sind die Hilfen von Seiten der Kirchen und ihrer Organisationen, wofür sich Frau Mutevu die auch schon vor der UN-Vollversammlung gesprochen hat, ganz herzlich bedankt.

Ideelle Hilfe geben die Solidarität unter den Christen, die Anerkennung von HAART auch durch die UN und die sozialen Medien.

Wir alle hoffen, dass Frau Mutevu in ihrem Einsatz gegen Menschenhandel nicht müde wird, dass viele Menschen sie unterstützen, damit der Erfolg nicht ausbleibt. Wir danken ihr ganz herzlich.