Radklinik LU-Nord schließt - Grundbedarf gedeckt

Vor drei Jahren haben wir die Radklinik LU-Nord gegründet. Ziel war vordergründig die Versorgung von Bedürftigen mit preiswerten, straßenverkehrstauglichen Fahrrädern. Im Kern ging es jedoch um interkulturellen Austausch und Integrationsförderung durch gemeinsames Werkeln an Fahrrädern mit anschließenden Gesprächen in der Tee-Runde.

Weil es derzeit kaum noch Bedarf für dieses Angebot gibt, haben wir Freiwilligen uns entschieden, die Fahrradwerkstatt zu schließen - nach Reparatur und Abgabe von insgesamt fast 200 gespendeten Rädern! Unser erstes Ziel, die Versorgung mit Fahrrädern, haben wir für LU-Nord damit voll erreicht.

Jeden Mittwoch war der Keller des Gemeindezentrums voll mit Flüchtlingen, die mithalfen und sich dadurch ein Fahrrad kostenlos erarbeiten wollten. Fahrradtouren, Eis essen, Verkehrsschulung oder ein Besuch im Technik-Museum gehörten zu den gemeinsamen Aktivitäten. Anfänglich hat jeder deutsche Freiwillige drei Geflüchtete betreut – manchmal ganz schön anstrengend - und mehr als die Hälfte der Fahrräder wurde gegen Mitarbeit kostenlos abgegeben. Alle hatten Spaß, auch wenn gelegentlich ein Rad „kaputt repariert“ wurde.

Im letzten Jahr ist die Fahrradabgabe ins Stocken gekommen. Funktionstüchtige Holland-Räder, ideal zum Einkaufen, gehören zu den Ladenhütern; jetzt werden Federgabeln, Kettenschaltungen und Scheibenbremsen erwartet. Gleichfalls ist das Interesse der Flüchtlinge, bei Reparaturen selbst anzupacken, stark zurückgegangen. Ohne gemeinsames Werkeln fehlt nunmehr die Basis für unseren Ansatz, eine Fahrradwerkstatt zur Integrationsförderung zu betreiben.

Was bleibt? Die Einschätzung, dass die Radklinik in der Vergangenheit ein Erfolg war, aber jetzt nicht mehr gebraucht wird. Das Gefühl, Flüchtlingen in ihrer ersten Not Zuwendung geboten und Starthilfe für preisgünstige, umweltschonende Mobilität durch wiederverwendete Fahrräder geleistet zu haben. Die Überzeugung, dass einige Freundschaften zwischen Freiwilligen und Flüchtlingen entstanden sind, die Bestand haben werden. Die Hochachtung vor der enormen Hilfsbereitschaft der Bewohner von Oppau, Edigheim und der Pfingstweide, die uns mit Fahrrad-, Geld- und Sachspenden unterstützt haben. Unser Dank gilt insbesondere dem Fahrradhaus Böhn für die freundliche und oft kostenlose Hilfe, der Protestantischen Gemeinde, die uns einen Werkraum in der Badgasse gestellt hat, und vielen anderen.

Manfred Lauer (Tel.: 0621/667695)